Er vergreift sich im Ton, aha. Und sein Berufen auf die vielen Quellen die pro Gräfe argumentieren zusammen zu schließen ist also Untertassen-Horizont.
Jedem seine Meinung, Deine magst Du gerne Exklusiv haben.

Ich muss mich wiederholen, weil du zu selektiv liest:

Aber ja, die Altersgrenze ist gegenwärtig immer weniger rechtfertigbar durch die Qualität des nachrückenden Schiedsrichternachwuchses.

Ich erkläre es dir nochmal, ich schreibe ja offensichtlich zu knapp.

Die Altersgrenze hatte mal einen Sinn und wird auch nach wie vor ungefähr damit begründet, Einsatzzeiten zu schaffen, damit der Nachwuchs sich so entwickeln kann, dass aus ihm Spitzenschiedsrichter hervorgehen, die dann selbst für möglichst viele Jahre auf höchstem Niveau pfeifen können, bevor sie selbst "alt" werden. Viele Organisationen haben solche Mechanismen. Sie gelten für Beamte, manche Richter, Verkehrspiloten etc. Gräfe selbst hat auch gar nicht bestritten, dass personelle "Fluktuation" im Elite-Bereich aus genau diesem Grund notwendig und wünschenswert ist. In vielen Bereichen sind solche Altersgrenzen auch nach wie vor sinnvoll und rechtfertigbar, weil sie erkennbar funktionieren, beim DFB ist das eher nicht so, zumindest jedenfalls die rigide Form der Altersgrenze nicht. Wobei diese Rigidität ursprünglich wahrscheinlich auch mal gedacht war, Streitigkeiten wie diese jetzt zu vermeiden, indem man transparent gleiches Recht für alle gelten lässt. Um deren Aufhebung zu begründen, reicht es aber auch nicht "PRO GRÄFE" (oder, wie Rosen, etwas ausführlicher, aber auf ähnlich unterkomplexem Niveau) ins Internet zu blöken, sondern man müsste wenigstens den Versuch machen, sich darüber zu verständigen, was man sich eigentlich von der Schiedsrichterausbildung im "Elite"-Bereich grundsätzlich erwartet, außer "dass die Besten pfeifen dürfen", was ein ziemlich läppischer Slogan ist. Das hat meines Wissens nach kaum jemand gemacht außer jemand in einem Kommentar in der ZEIT. Ich erinnere den als lesenswert, finde ihn aber gerade nicht, denn der ist schon Wochen alt und ich habe keine Browserhistorie.

Die meisten Wortmeldungen zu dem Thema haben in meiner Wahrnehmung weniger oder gar nicht über "Funktionärsirrsinn" gesprochen, sondern in erster Linie oder ausschließlich zum Ausdruck gebracht, dass Gräfe ein herausragend guter Schiedsrichter ist. Das ist ja auch richtig und wichtig, dass das gewürdigt wird. Das hat sich übrigens alles im Ton und auch inhaltlich sehr ähnlich angehört wie die Lobeshymnen zum Abschied von Lutz-Michael Fröhlich vor ein paar Jahren. Der ist jetzt Funktionär und daher "irrsinnig", zumindest nach der Ansicht des schwerst unerträglichen 18,99-Rosen. Dass, wer im Hoffenheim-Glashaus (oder genereller im Bundesliga-Glaushaus) sitzt, in Sachen Schiedsrichterwesen und Glaubwürdigkeit nicht mit Steinen Richtung DFB werfen sollte, ist zwar immer noch meine Meinung, die tut hier aber zugegeben nicht ganz so viel zur Sache - völlig irrelevant ist sie aber nicht. Es ist lächerlich, dass ausgerechnet der jetzt sich nach Wochen an die Spitze einer Bewegung setzen will, die gar nicht so wahnsinnig viel gemeinsam hat, wie Rosen suggeriert. Es gab übrigens auch mindestens eine öffentlich vernehmbare Gegenstimme, die die Altersgrenze völlig unangetastet sehen wollte. Markus Merk war das, glaube ich, jedenfalls irgendein bekannter Ex-Schiedsrichter. Muss man aber auch nicht überbewerten. Aber solche Stimme gibt es eben auch.

Persönlich glaube ich, dass Gräfe wegen Altersdiskriminierung klagen sollte, *falls* er rechtlich dazu die Möglichkeit hat, was ich aber bezweifele. Er sollte das tun, nicht, weil er irgendwie "moralisch" im Recht wäre, sondern aus dem Grund, den ich oben schon genannt habe - es mangelt an Rechtfertigungsgründen, und außerdem, weil eine solche Klage der Anfang einer Debatte sein könnte, wie man Dinge erst einmal anders und dann eben auch besser machen kann als bisher. Einfach nur so die Altersgrenze zu kassieren reicht dazu einfach nicht. Sie muss durch etwas Besseres ersetzt werden. Was das sein soll, ist nicht klar. Da kann die konzertante Aktuation der Protaganten noch so lärmend sein. Sie trägt dazu einfach nichts bei.

Außer, dass wieder drölfzig mal der Name Alexander Rosen zu lesen ist.