Abstieg (Rund um Fußball)

MPO, Monday, 01.04.2019, 09:25 (vor 1846 Tagen) @ ulis05

Den hatten wir aber schon - und ziehen lassen... Marco Rose hatte seine ersten Trainerschritte bei uns unternommen, bevor er in die Heimat nach Leipzig (nein, noch nicht zur Brause...) weiterzog.

Also grundsätzlich schätze ich Rose. So, wie ich die meisten Spieler schätze, die in der Frank oder Klopp-Zeit gespielt haben und dann Trainer wurden. Und hätte den auch gerne bei uns gesehen. So richtig tauchte er auf den Radarschirmen (bei mir) als Trainer bei der U21 von Red Bull Salzburg auf - wo er mit Rene Maric, damals noch auf Spielverlagerung.de als Autor tätig, zusammenarbeitete. Ab da ging es dann recht schnell. IMO ist es nicht so, dass er nach wie vor gar nicht mal als Supertrainertalent offen auf dem Markt gehandelt wird. Aber wer bestimmte Quellen abfischt, stolpert über ihn.

Warum wieso weshalb die Wege von Rose eher über Leipzig nach Österreich geführt haben und nicht zu uns, weiß ich nicht.

So wie der schon über mehrere Jahre den Europokal (wenn auch nur die Euroleague) rockt, ist das schon eidnrucksvoll mit der Brausefiliale dort.

Ich will ihn nicht schlechtreden, aber fairerweise muss man sagen: Europaleague gewonnen hat er auch noch nicht. Und er spielt in einer drittklassigen Liga mit einem Kader, der in der Bundesliga vermutlich Platz 5 oder 6 möglich machen würde. Die Mannschaft kommt also bestens eingefahren, wenn auch etwas unterfordert und ohne absolute Wettkampfhärte durch die Saison. Die Bundesliga ist da eine ziemliche Knochenmühle, weil hier alle Vereine (diese Saison außer Nürnberg) recht gute Kader haben und rennen und kämpfen können die alle.

Gebe Dir recht, dass heutzutage (und schon länger) jeder Trainer irgendwann mal in der Kritik steht. ich erinnere mich daran, dass selbst Klopp und Tuchel oft kritisiert wurden und ihnen diese oder jene Fähigkeit abgesprochen wurde.

Wobei beide niemals auch nur im Ansatz so ätzend behandelt wurden wie Schwarz. Aber Schwarz wurde schon als Spieler hier sehr beschissen behandelt - kann ich recht gut sagen als einer der wenigen, der den auf dem Platz ziemlich cool fand. Mal so 2-3 Kreuzbandrisse weniger und das wäre wohl auch für mehr ersichtlich gewesen.

Die Mainz-Fans sind eine eklig verwöhnte Masse geworden, die supereloquente Trainer gewohnt sind. Erst Klopp, der wie Gottschalk in Bestform rüberkam. Der schweigende Norweger war ja schnell weg. Danach Tuchel, der superwissenschaftlich und intellektuell rüberkam und deswegen auch cool war. Hjulmand war auch eher schweigsam. Martin Schmidt hatte dann den Schweizer-Bonus, weil die alle sehr entspannt wirken (nein, die reden nur langsam, weil sie sich auf Deutsch konzentrieren müssen *g*). Und Sandro Schwarz... ist halt ein einfacher Typ hier aus der Region. Der redet nicht geschliffen, ist nicht besonders charismatisch und auch nicht mal besonders grummelig oder biestig. Wenig Heldenverehrung-Attribute. Und seine größte Fürsprache, ein Angebot von Rangnick für RB Leipzig, ist dann für manche eher noch ein weiteres Schandmal.

Aber wenn Du selbst schreibst, dass gefühlt in jedem zweiten Spiel ein sinnloses frühes Gegentor fällt, ist das schon auch ein Zeichen. Wenn das selbst solchen Fußballlaien wie mir auffällt, könnte man doch erwarten, dass es den Experten auch auffällt und man versucht etwas dagegen zu tun.

Das das denen aufgefallen sein wird, sollte klar sein. Wäre albern, wenn es anders wäre. Nur: Wie behebt man das Problem? Ab einem gewissen Punkt wird das irgendwie zu nem Selbstläufer. Du veränderst deine Taktik für die ersten 15 Minuten, stehst bspw. viel tiefer. Und fängst dir das Gegentor, weil du tief stehst und der Gegner schon 10 Bälle in den Strafraum gebracht hat. Oder du greifst früh an, um selbst in Führung zu gehen - und fängst dir nen Konter. Wenn es ein pauschales Rezept geben würde, um 15 Minuten lang kein Gegentor zu bekommen, dann würde man das anwenden. Und auf die restlichen 90 Minuten erweitern.

Fußball klingt immer so einfach und sieht so einfach aus. Und an der Playstation kann man da ja auch einfach rumdaddeln. Fußball funktioniert aber eher wie ein Orchester. Mit 2 Gruppen. Von denen die einen gesagt bekommen haben, dass sie Klassik-Rock inszenieren sollen und die anderen Schwanensee. Aber es gibt keinen Dirigenten, kein Notenblatt und keine Pause. Man hat das ne Woche vorher lang trainiert, dass zu spielen, aber dann muss alles aus dem Gedächtnis und spontan kommen.

Das KANN gut klingen.

Zusätzlich vermisse ich eine Linie oder eine Philosophie.

Wir spielen ein klares System. Das auf Offensivfußball ausgerichtet ist. Wir arbeiten überwiegend mit sehr jungen Spielern, In- wie Ausland. Wir bedienen wenig die Presse, halten Skandale klein, geben Spielern wie Trainern Zeit und Ruhe. Nein, dass was du vermisst, ist grade einfach nur Erfolg. Ganz einfach. Ist auch nachvollziehbar und nix schlechtes. Aber Linie und Philosophie haben wir. Mehr als die meisten anderen Bundesligaklubs.


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