Ich habe es gestern tatsächlich wieder getan: mit Vorfreude bin ich ins Stadion. Schon aus etwas Entfernung hörte man die ersten Fangesänge. Heute sollte wieder einmal das "Einsingen" stattfinden wie es sich in den vergangenen Jahren vor Pokalspielen unterm A-Block zur guten Tradition entwickelt hat. Dieses Mal fand es direkt vor den Eingängen von Block R und Q statt. Zwei Vorsänger hatten sich auf dem Dach eines Verkaufsstands gestellt und die Lieder intoniert, die mit einer ordentlichen Lautstärke von vielen Fans mitgesungen wurden. Alle Anwesenden waren motiviert und die Mitmachquote stimmte. Natürlich finde ich auch da noch ein Härchen in der Suppe: in solchen Momenten kann man das Smartphone auch mal in der Tasche lassen. Eure verwackelten Videos will keiner sehen. Stattdessen vergegenwärtigte ich mir nochmal welche Entwicklung in Mainz stattgefunden hat in den letzten 30 Jahren: von einem kleinen Haufen Leute, die etwas in Bewegung bringen wollten zu einer Bundesligafanszene, die nicht groß und stark ist, aber gewisse Werte lebt und sich nicht unterkriegen lässt von Unkenrufen, Repressionen und auf das Gelaber von Leuten, die Nullfünf sowieso nicht verstehen können.

Das Spiel gegen Stuttgart im Anschluss war leider wie so viele in dieser Saison: glücklos und war weitestgehend harmlos in der Offensive ab. Die Nullfünfer liefen, aber selten richtig und manchmal hinterher, mit unangenehmen Folgen. Der frühe Gegentreffer schlug im Publikum aufs Gemüt. Zuviel Nackenschläge machen mürbe. Die Stimmung blieb gestern lange ordentlich, auch wenn man den Gästeanhang immer wieder bis zu uns hören konnte. Die "Scheiß Mainz 05"-Gesänge haben sie im Lager der Schwaben erst ins Programm aufgenommen, seit sich die Freundschaft zum FCK von "Hool"-Kreisen auf die Ultras des VFB ausgebreitet hat. Dem Team des VfB bin ich dankbar, dass sie uns letztes Jahr mit ihrem Erfolg in Leipzig die Quali für die Conference League ermöglicht haben.
Meine Laune nach dem Spiel war so wie bei vielen im Keller und dennoch: Samstag sind wir wieder da: auch in schwierigen Zeiten!