Ich gehöre zur Fraktion, die das heutige Spiel eher negativ sieht.
Gleichzeitig aber nicht "Europa" für die Gesamtsituation verantwortlich macht.

Zu heute:

Positiv für mich, dass die Jungs niemals aufgegeben haben und dass drei Heimtore erzielt wurden. Dieser Teil des Heimfluchs ist schonmal gebrochen. Des Weiteren haben Sieb und Nordin Impulse von der Bank gebracht. Es gab kurze gute Phasen nach dem 0-2 und nach dem 2-3.

Das Negative überwiegt für mich jedoch. Müßig ist es, die haarsträubeden Fehler in der Defensive zu erwähnen. Wobei ich diese nicht als individuelle Aussetzer abtun kann, sondern ein grundsätzliches Problem sehe. Wir haben von hinten raus zu wenig Ballsicherheit, Ruhe, Übersicht, vielleicht auch spielerische Qualität. Übetrieben gesagt: Wird der Ball nicht lang und weit geschlagen, wirds gefährlich. Und zwar für unser Tor.

Gleichzeitig war Folgendes für mich der offensichtliche Grund, warum uns Leverkusen mit überschaubarer Leistung heute letztlich locker und ungefährdet schlagen konnte:

Wir sind unkoordiniert angelaufen, haben einen läuferisch immensen Aufwand betrieben, ohne dass wir Leverkusen regelmäßig ernsthaft unter Druck setzen konnten. Hin und wieder hat sich gezeigt, dass die alles andere als sicher hinten raus kombinieren. Wir konnten das aber viel zu selten ausnutzen. Typisch eine Szene, wo wir mit fünf Mann links auf den Gegner gehen, dieser aber mit einem Querpass alle ins Leere laufen lässt und dann auf unserer rechten Seite viiiel Platz für die ist.

Unsere Offensiv-Leute haben viel miteinander geredet und gestikuliert beim Anlaufen. Grundsätzlich gut. Auf mich wirkte es aber häufig wie ein Zeichen der Unzufriedenheit oder der Verwunderung, dass der Nebenmann nicht da war wo erwartet. Mir war nicht ganz klar, ob Nebel eher mit Hollerbach oder Veratschnig unzufrieden war.

Wir hatten außer den Toren mehr Chancen als sonst. Hollerbach-Kopfball, Nebels beinah Elfmeter, Nebels Flanke an die Latte, Amiri-Freistoß, Nordin Lattenkracher. Dennoch war es mir gerade direkt nach der Halbzeit zu wenig Feuer. Das Spiel plätscherte dahin, Leverkusen hatte gefühlt 80 Prozent Ballbesitz. Wir hatten gar kein Zugriff. Wild wurde das Spiel dann erst nach unserem 2-3.

Eine selbstbewusste, eingesspielte Mannschaft kommt dann in der Nachspielzeit, wenn noch acht Minuten auf der Uhr sind, zumindest mal in Tornähe. Das ist uns leider gar nicht gelungen. Bezeichnend, dass in dieser entscheidenden Phase Nordin, der durchaus frischen Wind gebracht hatte, und Nebel (habe ich verbessert gesehen) jeweils unbedrängt ins Seitenaus "gepasst" haben. So Aktionen sind natürlich Gift für eine Schlussphase.

Weiterhin ohne Bindung und mit sehr wenig Ertrag Hollerbach. Die Ball-Annahme -Sicherung und -Vergabe sind massiv ausbaufähig. Und leider auch Veratschnig, den ich öfter gefordert habe, mit einem schwächeren Auftritt.

Für mich deshalb das Fazit, dass es eben nicht nur an Schiri, Spielglück etc. liegt. Auf mich wirkt unser Spiel weiter unrund, wenig eingespielt, unsicher in der Defensive und phasenweise planlos. Und das ist nach 7 Spieltagen besorgnisrerregend.