Identifikation... (Presselinks)

DON, Wednesday, 27.05.2020, 10:39 (vor 1424 Tagen) @ wortpiratin

Jetzt mal ne ernstgemeinte Frage zur Sache mit der Identifikation. Wie stellt Ihr Euch das eigentlich vor? Da kommen junge Talentierte... ach lassen wir das - unreife Spieler aus dem Ausland in die Bundesliga und träumen von einer großen Karriere, dem großen Geld und den großen Vereinen ins beschauliche Mainz. Da wir uns als Ausbildungsverein und Sprungbrett einen recht passablen Ruf in der Szene gemacht haben - nicht zuletzt, weil wir Spielern ihren "nächsten Schritt" nicht verwehren, ist dieser Schritt auch nachvollziehbar. Diese Spieler landen dann hier und sollen/wollen/müssen sofort liefern. Sie wollen auf sich aufmerksam machen, brillieren, ihr technisches und athletisches Können zeigen. Eigentlich alles ganz okay. Das funktioniert auch ganz gut, so lange man den Bogen nicht überspannt. Damit meine ich, dass die Mischung stimmen muss! Talente müssen sich integrieren können. Das Manschaftsgefüge, in das sie aufgenommen werden muss so gestrickt sein, dass es Routiniers gibt, die Sicherheit ausstrahlen und auch mal Fehler ausputzen, da müssen die sog. agressive Leader sein, die die Jungs pushen und auch mal zusammenfalten, da muss es Platzhirsche geben, die mit ihrem Standing den Jungs zeigen, dass sie nicht die Superstars sind, auf die Real Madrid oder die Bayern schon seit Jahren nur warten, sondern sich ihren eigenen Status erstmal erarbeiten müssen. Das alles hatten wir hier jahrelang, weshalb das Konzept "Ausbildungsverein" auch wunderbar funktioniert hat. Um das Bild mit dem Ausbildungsverein aufzugreifen: Momentan hab ich den Eindruck, die Mannschaft ist wie eine Schulklasse, die der Lehrer an einem Freitag mal zwei Stunden alleine arbeiten lassen muss... Funktioniert total.

Das Fundament fehlt momentan, sei es auf Grund des Verletzungspechs oder Formkriesen derer, die die Leader, Platzhirsche und Routiniers verkörpern sollen oder schlichtweg an der Kaderzusammensetzungen und Entscheidungen die getroffen wurden, die ich im Nachhinein als Falsch betrachten muss. Warum schickt man einen Donati weg? Der hätte die Jungs lebendig gefressen nach dem Leipzig-Spiel! Der hätte sich die Seele aus dem Leib gerannt. Solche Spieler hatten wir früher immer. Nicht die Besten Fussballer, nicht die talentiertesten, nicht die, die im Klinsmann-Sprech einen Mehrwert generieren, aber dafür einfach auf dem Platz da sind und um ihre (begrenzten) Fähigkeiten wissen, diese aber zu 100% für den Verein einsetzen. Pekovic war genau so einer, Noveski, Baumgartlinger... Typen, die nicht ins Schema Jung, talentiert, hoher Transfergewinn passen und trotzdem wertvoller als alle andere sind - sie sind die Seele der Mannschaft.

Ich glaube, dass hier zu viel gezockt wurde um später die große Ernte auf dem englischen Transfermarkt einzufahren. Sowas kann man aber nicht erzwingen. Für die knapp 10 Mio., die für ein Talent hingeblättert wurden, hätte man auch ein Mentalbiest aus der Zweiten Liga holen können, oder einen Ex 05er mit der richtigen Einstellung. Schü und Baumi könnten uns sicher auch noch paar Jährchen weiterhelfen und wir ihnen. Hoffentlich kriegen wir wieder so ein Gerüst zusammen. Sportlich würde uns das weiterbringen, ganz zu schweigen von der Identifikation der Fans. Ganz ehrlich, ich glaub ich würde die Meisten Spieler auf der Straße gar nicht mehr erkennen...

Wenn ein Niakate jetzt lustlos auf einer PK sitzt, nachdem wir von Leipzig auseinandergenommen wurden und so unbeteiligt und gleichgültig auf die Tabelle schaut, dann läuft was falsch. Nicht bei Niakate, der hat einen persönlichen Plan der absolut nichts mit Mainz 05 zu tun hat und Mainz 05 hat auch nicht den Plan Niakate bis zur Fussballrente hier zu behalten - das war und ist der Deal und der Verein braucht sich nicht zu wundern, wenn hier die Identifiktation fehlt. Das haben sie so eingekauft und sind den Deal eingegangen - der Junge tut das, was er tun muss, sich ins Schaufenster stellen (okay mit der Leistung ging das aber auch mal daneben) aber Punkt ist, er tut es allein für sich, nicht für den Verein und das muss allen Beteiligten immer klar gewesen sein. Wenn wir Spieler als Spekulationsobjekte betrachten, können wir nicht erwarten, dass die Weck-Woscht-Woi zelebrierend auf dem Rosenmontagswagen feiern oder sich einen scheiß um die Perspektive des Vereins scheren. Klar wären die jetzt auch lieber auf Europapokalkurs, aber nur weil das den Karriereplan beschleunigen würde.

Für die Saison gilt: Augen zu und durch - danach sollte man sich ernsthaft Gedanken machen, wie die Ausrichtung des Kaders in Zukunft gestaltet wird.


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