17:30 Uhr, vorher 18:00 Uhr. Noch vor Ende des Kinderprogramms. Fürs Sandmännchen wird es allerdings etwas knapp:18:50 Uhr Sandmännchen im KIKA.

In deinen Beiträgen, die ich von dir hier im Forum bisher lesen konnte, habe ich festgestellt, dass du eine Tendenz zeigst, an Beiträgen ziemlich vorbeizuschreiben. Dennoch will ich versuchen, mal darzulegen, was mich an solchen Uhrzeitverirrungen stört wie Spielen sonntags abends um 19:30 Uhr.

Erst einmal ganz grundsätzlich: Ich bin im Leben kein Ultra. Kein Teil der aktiven Szene. Bin aber aktiver Fan in dem Sinne, dass ich mich als aktiven Teil eines Fußballspiels sehe. Bin durchaus Ultra-kritisch.

Ich habe die anarchischen Zeiten von Mainz 05 in den 90ern mitgemacht und die Freiheiten dieser Zeit im Stadion genossen, Freiheit von der überhand nehmenden Kommerzialisierung aber auch von Strukturen organisierter Fankultur heute. Um ein Beispiel zu nennen: Als ich (heute alter weißer Mann) damals als 14-jähriger Bub im Fanblock stand, konnte ich Lieder anstimmen, die vom Block aufgenommen wurden. Anarchisch war es auch, im Stadion unterwegs zu sein, bei Gästefans vorbeizuschauen, Freiheit von übergroßer Kommerzialisierung zu haben, urige Typen und Gestalten beim Fußball zu treffen etc. Anarchisch war bspw. das letzte Saisonspiel damals in Meppen. Ursprünglich als Abstiegsendspiel gedacht mit Sonderzug etc., dann war aber vorher der Klassenerhalt klar und der Meppener Abstieg. Im Stadion mit den Meppenern verbrüdert und den Fußball gemeinsam gefeiert. Dinge, die heute kaum mehr möglich sind. In den Zeiten wurde im Stadion schon eine Stunde vor Anpfiff gesungen; da war es ein Teil des Erlebnisses früh da zu sein. Heute ist auch dieser Aspekt auch bei uns durchkommerzialisiert. Kurz vorm Anpfiff kommen reicht. Es sind so viele kleine Steinchen der (Fan-)Kultur, die verloren gehen. Auch ohne nur nostalgisch zu sein, kann man diesen Verlust durchaus beklagen. Diese Kultur, die immer mehr verloren geht, weicht einem immer sterileren Produkt ("Choreo" bei Rasenballsport für Toleranz) und einem realen zynischen Umgang mit dem Produkt und dessen Begleitumständen (rassistisches Profiling parallel zur RB-Choreo, mangelnde Maßnahmen gegen Rassismus aber Schutz für den Milliardär etc.). Früher hast du einen Großteil der Spiele parallel verfolgt in der Konferenz. Was das für ein Erlebnis ist, kennen wir nur von den letzten beiden Spieltagen. Ansonsten ist alles zersplittert und damit wieder ein Stückchen besonderer Atmosphäre weg.

Was das jetzt mit den Anstoßzeiten zu tun hat? Ein wesentlicher Teil der Kultur ist die Stimmung im Stadion, die Aktivität der Fans, der Wettstreit zwischen Heim- und Auswärtsfans, das besondere Erlebnis Auswärtsspiel, die Spannung des Spieltags etc. Diese Kultur wird durch solche völlig bescheuerten Anstoßzeiten und das auseinander ziehen des Spieltags immer mehr zerstört. Das Auswärtsfahren, der volle Auswärtsblock, dieses besondere Erlebnis wird weiter eingeschränkt, da bei einer solchen Anstoßzeit für viele kaum noch möglich. Außerdem wirst du dann auf den Auswärtsspielen wirklich nur noch die Hardcorefans und damit nur einen Ausschnitt unserer Fußball-Kultur haben. Wir normalen Aktiven oder aktiven Normalos schaffen es (neben den limitierenden Bedingungen des Alltags) immer weniger auswärts zu fahren. Das Erlebnis Familienauswärtsfahrt wird wieder ein Stückchen schwieriger. Usw.

Sorry, für das lange emotionale und dadurch eventuell etwas unstrukturierte Posting aber: Diese beschissene Anstoßzeit ist wieder ein weiterer Sargnagel für unsere Fußballkultur.

Klar, man kann auch völlig durchkommerzialisierten Sport gut finden, wie er in den USA zu finden ist, wo ein Investor einen Klub (naja eigentlich nur einen Startplatz) kaufen und woanders hinpflanzen kann. Find ich halt net gut.
Was mich aber auf die Palme bringt, wenn man wie du gezielt ignorante und provozierende Postings raushaut, die ohne inhaltliche Argumentation bleiben (s.o.) bzw. den Eindruck erwecken, du willst uns hier verarschen.